Dorfkapelle Kleinoitzenried

Die unter Denkmalschutz stehende Kapelle mit Giebelturm in Kleinloitzenried wurde im Jahr 1911 erbaut. Dieses sehr ansehnliche Dorfheiligtum, einst umgeben mit mächtigen Kastanienbäumen, steht inmitten der bäuerlichen Ortschaft Kleinloitzenried und ist aus dem Ortsbild nicht mehr wegzudenken. Ihre Entstehung verdankt sie dem Versprechen von Frau Franziska Mühl, geb. Schiller, Land- und Gastwirtswitwe aus Kleinloitzenried, sie werde nach Genesung einer schweren heimtückischen Krankheit zum Dank eine Kapelle errichten. Die Erbauung der Kapelle hat in einer Niederschrift deren Sohn Franz Mühl, Land- und Gastwirt und ehemaliger Bürgermeister der Altgemeinde Zell, folgendes festgehalten:

 

Der Hergang zum Kapellenbau

Die Mutter wurde schwer krank. Nach einem mehrmaligen Arztbesuch stellte ein Doktor in Ruhmannsfelden fest, dass sie eine schwere eitrige Baucherkrankung hat und eine Operation dringend notwendig wäre. Meine Mutter konnte sich zum Operieren nicht entschließen und sagte, dass sie lieber daheim sterben würde. Sie betete, wenn sie ohne Operation wieder gesund wird, baut sie als Dank eine Kapelle. Ihre Bitte zur Mutter Gottes wurde erhört und sie wurde wieder gesund. Unsere Mutter hielt ihr Versprechen und ließ sogleich einen Plan anfertigen. Aber schon tauchten die ersten Schwierigkeiten auf, da in der Darlehenskasse Kirchberg noch extra 200 Mark als Sicherheit hinterlegt werden mussten. Weil überall große Not herrschte, konnte Mutter diese Summe nicht mehr aufbringen. Pfarrer Max Hartmann aus Kirchberg gab Mutter den Rat, sie solle das Geld nach Zell spenden um dort die Kapelle zu vergrößern, damit da wöchentlich die Schulmesse gehalten werden kann. Ich habe der Mutter davon abgeraten, weil ich wusste wie notwendig in Kleinloitzenried eine neue Kapelle ist. Die alte war zu klein, in der Maiandacht hatten nur die Verheirateten mit den Kindern Platz. Die jugendlichen Burschen saßen außerhalb der Kapelle im Grasboden, sie hatten oft umher getrieben, so dass die Leute in der Kapelle beim Beten gestört wurden. Es wendete sich doch noch alles zum Guten. Kronschnabl hat sich entschlossen, die 200 Mark zu hinterlegen und gab extra noch 150 Mark für den Kapellenbau her, ebenso spendete der Streule Schmied noch 50 Mark. So konnte im Winter 1910/11 mit den Vorbereitungen des Baues begonnen werden. Die Kapelle wurde von Maurermeister Johann Segl aus Großloitzenried gebaut und im Sommer 1911 fertiggestellt.

 

Ausgestattet ist sie mit einem in solider Handarbeit im klassizistischen Stil gefertigten Altar, darin ist ein schönes Muttergottesbild mit Kind eingearbeitet. Am 23. Mai 1912 wurde das kleine Kirchlein von Pfarrer Max Hartmann mit bischöflicher Erlaubnis feierlich eingeweiht. Da die Kleinloitzenrieder Dorfkapelle vor etlichen Jahren in einem baulich schlechten Zustand war und der Giebelturm bei einem Sturm erheblich beschädigt wurde, hat die Dorfgemeinschaft beschlossen, sie in Eigenregie zu renovieren. Das Mauerwerk wurde trocken gelegt, der Innen- und Außenputz erneuert, neue Fenster und Türe angefertigt, ebenso musste der Turm neu aufgebaut werden. Auch mussten die großen Kastanienbäume gefällt werden, da die Wurzeln im Mauerwerk großen Schaden anrichteten. Die ganze Dorfschaft hat sich bei der Instandsetzung beteiligt. Sie können auf ihr Dorfheiligtum stolz sein, das jetzt wieder wie vor hundert Jahren im neuen Glanz erstrahlt.

 

Quelle: Bernd Schulz