Fürbergkapelle

Ein besonderes Kleinod der Pfarrei Untermitterndorf ist die Fürbergkapelle. Eine knappe halbe Stunde vom Pfarrdorf entfernt, auf halben Wege zum Dörflein Berneck gelegen, war das „Taferl“ früher eine gern besuchte Wallfahrtsstätte. Jeden Sonn- oder Feiertag konnte man den ganzen Sommer hindurch betende Wallfahrergruppen beobachten, die „Unserer lieben Frau zur Fürbergkapelle“ ihre Anliegen darbrachten. Über die Entstehung der Waldkapelle ist wenig bekannt. An Stelle der Kapelle befand sich früher ein Marterl oder Taferl, daher auch heute noch der vielfach gebrauchte Ausdruck „Fürbergtaferl“. Dieses Taferl, das die Darstellung der hl. Familie zeigt, steht heute noch neben einer Quelle der Kapelle. Das Marterl soll der Sage nach von einem Urahn des Hauses  Ammertsmann (früher Andräbauer) errichtet worden sein, als Dank für wunderbare Heilung eines Augenleidens, die durch das Waschen mit dem Quellwasser bei der Kapelle eingetreten sein soll. Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete man an der heutigen Stelle eine kleine Holzkapelle. Als Erbauer wird ein gewisser „Dannei“ aus Untermitterndorf genannt, der von Beruf Steinmetz war. Nach der Überlieferung soll der Sohn des genannten „Dannei“ beim Kammerfensterln in Berneck auf dem Heimweg von einem schwarzen Stier bis zum Marterl verfolgt worden sein. Als der Stier das Taferl mit der Hl. Familie erblickte, hatte er die Gewalt über den Knecht verloren und flüchtete mit feurigem Schweif in Richtung Kaltenbrunn.

Diese Gelegenheit nützte der Knecht und lief was er konnte dem Dorfe zu. Als er sich gerade dem Elternhaus näherte, holte ihn der Stier, der einen weiten Umweg gemacht hatte, ein, und der Knecht konnte sich gerade noch auf den „Schrot“ des Hauses schwingen. Als Dank für die Errettung seines Sohnes aus den Klauen des Teufels, soll der Vater dann eben diese Kapelle erbaut haben. Ursprünglich mit Holzverkleidung und Vorbau versehen, wurde die Kapelle in späterer Zeit erneuert, mit Blech eingedeckt, der Vorbau und auch die sich darin angesammelten Votivtafeln entfernt. Eine gründliche Renovierung widerfuhr der Kapelle jedoch erst mit der Erbauung des Teersträßchens von Untermitterndorf nach Berneck im Jahre 1958. Damals erhielt die Kapelle ihr heutiges Aussehen. In den letzten Jahren hatte man viel zur Verschönerung der Waldkapelle getan. Im Zuge der Flurbereinigung wurde der Außenbereich vor der Kapelle erweitert, ein fester Tisch und einige Ruhebänke aufgestellt. An beiden Seiten des Kirchleins sind Totenbretter für die verstorbenen Mitglieder des Trachtenvereins Raindorf aufgestellt. Die im Jahr 1927 vom Pfarrdorf bis zur Kapelle gesetzten Kreuzwegstationen wurden vom Fußpfad entfernt und dem Waldsträßchen entlang neu aufgestellt. Dieses kleineWaldheiligtum am Fuße des Fürbergs wird auch heute noch gerne besucht. Jeden Sonntag nach dem 13. eines Monats wird den ganzen Sommer hindurch von Mai bis Oktober vom Pfarrdorf aus ein Bittgang durchgeführt. Manch müder Wanderer oder Feriengast, welcher die Ruhe und Stille des Waldes sucht, macht an der Kapelle gerne Rast.

 

Quelle: Bernd Schulz